Verletzungen der Muskulatur treten besonders häufig bei schnellkräftigen Sportarten wie der Leichtathletik, im Spielsport oder bei Kraftsportarten wie Powerlifting auf.  Je nach Schweregrad kann bei inadäquater Behandlung das Leistungsniveau nach der Verletzung nicht wiedererlangt werden.

Um eine Muskelverletzung effektiv zu behandeln, ist es entscheidend, zunächst die Art der Verletzung genau zu bestimmen – ob es sich um Muskelkater, eine Zerrung oder einen Muskelfaserriss handelt. Die Dauer der Rehabilitation kann von wenigen Tagen bis zu vier Monaten oder länger variieren. Physiotherapie wird in der Regel erst bei schwereren Verletzungen notwendig.

Damit Sie Muskelverletzungen richtig einordnen können, ist es im ersten Schritt wichtig, den Aufbau des Muskels zu verstehen.

Aufbau eines Muskels

Die äusserste Schicht des Muskels wird als Epimysium bezeichnet. Innerhalb dieser Schicht befinden sich die Muskelfaserbündel, die wiederum von einer weiteren Bindegewebsschicht, dem Perimysium, umgeben sind. Jedes Muskelfaserbündel besteht aus einzelnen Muskelfasern, auch Muskelzellen genannt, welche von der innersten Schicht, dem Endomysium, umschlossen werden. In jeder Muskelfaser befinden sich Myofibrillen, die aus aneinandergereihten Sarkomeren bestehen. Diese Sarkomere enthalten Aktin- und Myosinfilamente, welche durch Z-Linien voneinander getrennt sind. Diese Filamente ermöglichen die Muskelkontraktion, indem sie sich miteinander verbinden und zusammenziehen.

Muskelstruktur und Anatomie

Muskelkater

Muskelkater tritt häufig nach ungewohnten oder besonders intensiven körperlichen Belastungen auf. Obwohl Muskelkater harmlos ist, stellt er die erste Stufe einer Muskelverletzung dar. Dabei kommt es zu winzigen Verletzungen an den Z-Linien der Myofibrillen, die innerhalb der Zellen liegen. Durch das Einreissen dieser Z-Linien wird das Spannungsverhältnis im Muskel verändert, was die sogenannten C-Nervenfasern reizt, die für die Schmerzwahrnehmung verantwortlich sind.

Muskelkater beeinträchtigt weder die Funktion noch die Belastbarkeit des Muskels. Typischerweise treten die Beschwerden 24 bis 48 Stunden nach der Belastung auf und klingen nach spätestens fünf Tagen wieder ab. Eine spezielle Behandlung ist nicht notwendig, und Sie können trotz Muskelkater problemlos weiter trainieren.

Zerrung

Eine Muskelzerrung entsteht, wenn ein Muskel unter grosser mechanischer Beanspruchung gedehnt wird, häufig bei vorheriger Ermüdung (z.B. beim Sprinten, Springen oder Krafttraining mit hohen Gewichten). Dabei ist nur die Muskelfaser betroffen, grössere Strukturen des Muskels werden nicht verletzt. Anders als beim Muskelkater treten die Schmerzen sofort auf und klingen in der Regel nach einigen Tagen bis spätestens zwei Wochen ab. Neben den Schmerzen ist eine eingeschränkte Beweglichkeit das Hauptsymptom.

Nach einer Zerrung ist es besonders wichtig, das betroffene Muskelgebiet mit einem geeigneten Belastungsmanagement zu behandeln. Alltagsbelastungen können meist problemlos bewältigt werden. Allerdings sollten Sie in den ersten Tagen auf intensives Training oder andere körperlich anspruchsvolle Aktivitäten verzichten. Durch einen schrittweisen Aufbau der Belastung können Sie nach etwa ein bis zwei Wochen wieder zu anspruchsvolleren Tätigkeiten zurückkehren.

Muskelfaserriss

Kommt es bei einer Verletzung zu einer Schädigung von mehr als einer Muskelfaser oder sogar eines ganzen Muskelfaserbündels, spricht man von einem Muskelfaserriss. Auch hier treten die Schmerzen sofort ein, und Betroffene beschreiben häufig ein «zerreissendes» Gefühl. Die Beweglichkeit und Kraft des betroffenen Muskels sind sofort stark eingeschränkt, und es bildet sich meist ein deutlich sichtbares Hämatom (Bluterguss). Je nach Ausmass der Verletzung können die Beschwerden bis zu vier Monate andauern.

Wie hilft Physiotherapie bei einem Muskelfaserriss?

Im Gegensatz zu einem Muskelkater oder einer Zerrung ist beim Muskelfaserriss eine strukturierte Therapie notwendig, um die volle Funktionsfähigkeit des Muskels wiederherzustellen. Direkt nach der Verletzung ist es wichtig, die betroffene Muskulatur zu dehnen, um zu verhindern, dass die Muskelfasern in einer verkürzten Position zusammenwachsen. Ein solches Zusammenwachsen würde das Risiko einer erneuten Verletzung erhöhen.

Bereits nach wenigen Tagen kann mit einem schrittweisen Krafttraining begonnen werden. Sobald die Kraft und Stabilität des Muskels es zulassen, sollten Sie auch dynamische Bewegungen wie Joggen und Springen in das Training einbauen. Falls erforderlich, können Sprint- und Sprungfähigkeit anschliessend progressiv wieder aufgebaut werden.