Der K-Tipp berichtet in seiner jüngsten Ausgabe über die Kosten von Physio-Behandlungen. «Physiotherapie-Patienten bezahlen bei einer Behandlung oft rund 30 Franken zu viel. Grund: Viele Praxen rechnen höhere Tarife ab, als sie eigentlich dürften.»

Namentlich genannt wird das Physiozentrum. Die Journalisten berichten von einem Patienten, der wegen chronischen Schmerzen im Brustbereich an unserem Standort in Zürich Altstetten behandelt worden sei. Dem Mann sei stets die Tarifposition 7311 berechnet worden. «Damit kostet eine Einzelsitzung Fr. 85.47. Das sind Fr. 33.63 mehr als bei der Tarifposition 7301 für gewöhnliche Behandlungen. Der betroffene Patient war wegen der gleichen Schmerzen zuvor bereits im Unispital Zürich in Behandlung. Dort rechnete die Physiotherapeutin stets den tieferen Tarif ab.»

Vor der Veröffentlichung des Artikels hat uns die K-Tipp-Redaktion um eine Stellungnahme zu diesem Fall gebeten: «Was sagen Sie zu der Kritik, dass die Symptome nicht die Anwendung der 7311-er Tarifs erlauben?»

Wir hätten den Fall sehr gerne analysiert:

  • Aus welchem Grund ist der Patient zu uns gekommen?
  • Gibt es weitere Diagnosen, die einen Einfluss auf die Therapie haben?
  • Gibt es erschwerende Umstände?

Fragen wie diese stellen wir uns tagtäglich. Sie sind wichtig, und zwar nicht nur in der Physiotherapie, um die beste Behandlung zu finden, sondern auch bei der Rechnungsstellung, denn die Antworten entscheiden, was wir abrechnen dürfen.

Den Fall des anonymen Patienten, den der K-Tipp beschreibt, konnten wir vorgängig nicht analysieren, weil wir keine Angaben dazu hatten. So konnten wir auch nicht beurteilen, ob unsere Rechnung korrekt war.

Inzwischen wissen wir, um welchen Patienten es sich handelt. Bei näherer Betrachtung zeigt sich: Unser Team hat korrekt abgerechnet. Der Patient hat neben einer Hauptdiagnose zwei Nebendiagnosen, die einen Einfluss auf die Therapie haben. Mehrere Gelenke in mehreren Körperregionen sind betroffen. Somit sind die Kriterien für 7311 nicht nur einmal, sondern mehrmals erfüllt. Die Realität hat wenig zu tun mit dem Bild, das die beiden K-Tipp-Journalisten gezeichnet haben.

Gravierender noch: Wir müssen davon ausgehen, dass die beiden Journalisten sich dessen absolut bewusst waren.

Wir haben deshalb der K-Tipp-Redaktion unsererseits einen Fragenkatalog zukommen lassen, den wir hiermit gerne veröffentlichen:

  1. Können Sie bestätigen, dass der betreffende Patient Redaktor Ihrer Publikation ist?
  2. Gemäss Patientendossier wurden zwei oder mehr Körperregionen und zwei nicht benachbarte Gelenke behandelt. Ausserdem liegen neben der Hauptdiagnose nicht nur eine, sondern zwei Nebendiagnosen vor.
    Damit sind gleich mehrere der Kriterien erfüllt, die gemäss gültiger Tarifstruktur zur Abrechnung der Tarifposition 7311 qualifizieren. Was sagen Sie dazu?
  3. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, hat die Versicherung Ihres Mitarbeiters unsere Rechnung ohne Rückfrage beglichen. Warum haben Sie diesen Umstand in Ihrem Artikel nicht erwähnt?
  4. Indem die Versicherung bezahlt, hat Sie unseren Leistungsanspruch bestätigt. Wie beurteilen Sie das Vorgehen der Versicherung in diesem Fall?
  5. Sind Sie der Ansicht, dass Fr. 85.47 für die Behandlung unangemessen sind?
  6. Laut Ihrem Artikel war der Patient zuvor wegen der gleichen Schmerzen bereits im Unispital Zürich in Behandlung, wo die Physiotherapeutin den tieferen Tarif abgerechnet haben soll, also lediglich Fr. 53.28. Was sagen Sie zur Kritik, dass das tief defizitäre Unispital nicht genug abrechnet und somit die Steuerzahler über Gebühr belastet?

Der K-Tipp hat mit Verweis auf das «Redaktionsgeheimnis» eine Stellungnahme abgelehnt.

Damit drängt sich der Verdacht auf: Der K-Tipp arbeitet mit fragwürdigen Methoden. Fakten, die der ursprünglich gefassten These widersprechen, werden von den Journalisten einfach unterschlagen. Der vermeintliche Skandal ist gar keiner – und das ist ein Skandal.