Was tun bei
Um Ihnen die Frage aus dem Titel vorab zu nehmen: die Diagnose Arthrose bedeutet nicht gleich, dass Sie plötzlich über Nacht um Jahre älter geworden sind. Auch jüngere Leute, Sportler oder Übergewichtige können unter Arthrose leiden. Daher ist dieses Krankheitsbild nicht nur typisch für die ältere Bevölkerung, sondern kann vielmehr auf den eigenen Lebensstil zurückgeführt werden. Am häufigsten betroffen sind Knie-, Hüft- und Fingergelenke. Studien belegen, dass die Kniearthrose bei Männern zwischen 60-64 Jahren mit 23% auf der linken und nur zu 16.3% auf der rechten Seite auftritt. Bei Frauen tritt es zu 24.2% auf der linken und zu 24.7% auf der rechten Seite auf.
Interessant zu erwähnen ist, dass nur 15% der Betroffenen, bei denen Kniearthrose radiologisch nachgewiesen werden konnte, auch über Schmerzen klagen.
Anatomie eines Gelenks und dessen Beschädigung bei Arthrose
Zwei von einer Knorpelschicht überzogene Knochen bilden ein Gelenk. Sie sind umhüllt von einer Gelenkskapsel. Darin befindet sich die Gelenksflüssigkeit, die als Schmiere fungiert. Wird das Gelenk zu wenig bewegt, bildet sich diese Schmiere zurück. Damit verringert sich die Nährstoffversorgung des Knorpels und weiterführend sterben die Knorpelzellen ab. Es kommt zum Abbau des Knorpels und die Knochen werden weicher. Zusätzlich verstärken Störfaktoren, wie z.B. Fehl-/ oder Überlastungen, den Abbau des Knorpels. Letzteres führt dazu, dass aufgrund des fehlenden elastischen Puffers (Knorpel) die beiden Knochenenden aufeinander reiben. Mit ein hergehend kommt es zur Gelenksentzündung und Schädigung der umliegenden Weichteile.
Welche Symptome sind typisch für die Arthrose?
Die Betroffenen klagen häufig über Anlaufschmerzen morgens oder nach langem Sitzen, Steifigkeit der Gelenke, Krepitationen (Knirschen und Knacksen) und Schwellungen. Meist bringt aber mässige Bewegung eine Linderung der Beschwerden. Der allgemeine Schmerz wird häufig als bohrend, stechend und dumpf beschrieben. Erst bei einer fortschreitenden Arthrose klagen sie über einen Dauer- und Nachtschmerz.
Wer ist am Ehesten von einer Arthrose betroffen?
Übergewicht (Body Mass Index >30), Mangel an alltäglicher Bewegung und Fehlbelastungen wie z.B. X- oder O- Beine, erhöhen das Risiko an einer Arthrose zu erkranken. Überbelastungen im Sinne von körperlich strenger Arbeit oder extremen Sportarten können ebenso die Bildung von Arthrose begünstigen. Unfälle oder entzündliche Erkrankungen wie Rheuma reihen sich ebenfalls in die Aufzählung der Risikofaktoren ein. Studien sagen aus, dass genetische Faktoren nur in Kombination mit anderen Risikofaktoren das Auftreten der Arthrose begünstigen. Das Klima (Wärme oder Kälte) ist an sich kein Auslöser für die Arthrose, es kann die Symptome aber hervorrufen oder verschlimmern.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Arthrose ist an sich eine Ausschlussdiagnose. Dieses bedeutet, dass zuerst andere Erkrankungen und Verletzungen abgeklärt und ausgeschlossen werden. Anhand der Symptome und Untersuchungen kann der Arzt die Arthrose diagnostizieren. Ein Röntgenbild zeigt ggf. das Ausmass der Erkrankung und mögliche Begleitverletzungen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was man selbst für seine Gesundheit tun kann
Wichtig vorab ist, dass jegliche Behandlung nur dabei helfen kann die Symptome zu lindern oder zumindest erträglicher zu machen. Arthrose kann nicht geheilt werden. Das grösste Therapieziel ist die Symptome zu bekämpfen und das Fortschreiten des Krankheitsbildes positiv zu beeinflussen.
Eine Schonhaltung mit viel Ruhe im Alltag ist bei dieser Beschwerde kontraproduktiv. Die gelenkstabilisierende Muskulatur würde dadurch geschwächt und jegliche Stabilität des betroffenen Gelenks verringert werden. Eine angemessene Bewegung ohne starke körperliche Belastung und falls notwendig eine Gewichtsreduktion mithilfe eines Ernährungsberaters sind empfehlenswert. Schwimmengehen, Wassergymnastik, Velofahren oder Spazieren sind gelenkschonende Bewegungsbeispiele. Rauchen sollte sich der Betroffene abgewöhnen, da Nikotin die Nährstoffversorgung des Knorpels negativ beeinträchtigt.
Wenn der Schmerz im Vordergrund steht, können Ihnen eventuell schmerzlindernde und entzündungshemmende Massnahmen helfen. Dabei werden Bandagen (Orthesen) zur Entlastung der Gelenke oder verschiedene Medikamente eingesetzt: nicht-steroidale Antirheumatika, Kortison bei starken Reizungen, Chondroitinum (zur Hemmung des Knorpelabbaus), Hyaluronsäure-Spritzen (Bestandteil der Gelenksflüssigkeit) oder pflanzliche Schmerzmittel.
Wie kann die Physiotherapie bei Arthrose helfen?
Vor allem aber ist die Physiotherapie als konservative Massnahme eines der ersten Therapiemöglichkeiten. Physikalische Anwendungen wie Wärme, Kälte, Ultraschall oder Elektrostimulation können angewendet werden. Manuelle Techniken von einem Physiotherapeuten zur Beweglichkeitsverbesserung des Gelenks sowie aktive Massnahmen wie Kraftaufbau und Gleichgewichtstraining für die Funktionsverbesserung im Alltag bestimmen den Therapieverlauf. Ein wichtiger Faktor in der Physiotherapie ist aber auch die Prävention von Arthrose bzw. dessen Fortschreiten.
Zusammenfassend liegt der Fokus der Physiotherapie auf die:
- Schmerzlinderung
- Entzündungshemmung
- Beweglichkeitsverbesserung
- Verbesserung der Lebensqualität
- Prävention vom Fortschreiten der Erkrankung
- Beratung und Information zum Management im Alltag und über den Krankheitsverlauf und dessen Charaktere
Erst im späteren Stadium, bei starken Schmerzen, signifikanten Einschränkungen im Alltag und bei versagender, konservativer Therapie können operative Eingriffe in Betracht gezogen werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: Arthroskopien oder Teil-/Totalendoprothesen.
Fazit
Arthrose kann auch junge Menschen und Sportler betreffen. Ausserdem darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass eine starke degenerative Veränderung auf dem Röntgenbild nicht zwingend mit starken Schmerzen einhergeht und umgekehrt. Durch eine angemessene Therapie kann ein normaler, aktiver Lebensstil mit Arthrose möglich sein.