Die Wirksamkeit der Lymphdrainage als Therapiemethode ist ein viel diskutiertes Thema in der medizinischen Gemeinschaft. Während einige Studien positive Ergebnisse zeigen, bleibt die allgemeine Schlussfolgerung aufgrund der Heterogenität der Massnahmen, Personengruppen und Outcome-Messungen schwierig. Eine einheitliche Empfehlung über die Dauer und Häufigkeit der Behandlung kann nicht gegeben werden, da der Effekt immer von der Art und Schwere der Erkrankung abhängt.

Die Studienlage zu diesem Thema ist komplex und heterogen, was die Notwendigkeit weiterer Forschung unterstreicht, um fundierte Empfehlungen für die klinische Praxis zu entwickeln.

Im Allgemeinen wird jedoch empfohlen, eine komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) anzuwenden, die neben der Lymphdrainage auch Bandagierung, Übungen und Hautpflege umfasst. Zusätzlich sollten Ernährung, Medikation und Bewegungsverhalten angepasst werden, insbesondere bei Erkrankungen wie Adipositas, die ursächlich für das Lymphödem sind.

Wie sieht es aber bei spezifischen Problemen aus?

Lymphödem:

Lymphödeme sind Schwellungen, die durch eine gestörte Lymphdrainage verursacht werden. Die Therapie besteht in der Regel aus einer Kombination von Massnahmen, darunter Manuelle Lymphdrainage (MLD), Kompressionstherapie, Bewegungstherapie und Hautpflege.

Studien zeigen gemischte Ergebnisse in Bezug auf die Wirksamkeit der Manuellen Lymphdrainage im Vergleich zu einer umfassenderen Behandlung. Während Manuelle Lymphdrainage bei milden Lymphödemen Vorteile in Bezug auf die Volumenreduktion bieten kann, ist der Nutzen bei moderaten oder schweren Erkrankungen weniger klar.

Zusätzlich zeigt sich, dass eine komplexe Therapie, die verschiedene Behandlungsansätze kombiniert, langfristig bessere Ergebnisse erzielen kann.

Lipödem:

Das Lipödem ist eine Erkrankung, die durch eine ungleichmässige Verteilung von Fettgewebe in den Extremitäten gekennzeichnet ist.

Studien zeigen, dass Manuelle Lymphdrainage allein keine langfristigen Verbesserungen bei Lipödemen bringt. Eine umfangreichere Therapie wie die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE), die auch Bewegungstherapie und Ernährungsberatung einbezieht, wird empfohlen. Die KPE zielt darauf ab, nicht nur die Ödeme zu reduzieren, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen anzugehen.

Mamma-Ca (Brustkrebs):

Nach Operationen im Zusammenhang mit Brustkrebs kann es zu Lymphödemen kommen, insbesondere wenn Lymphknoten entfernt wurden.

Studien zeigen, dass eine frühe Manuelle Lymphdrainage (MLD) nach der Operation möglicherweise die Entwicklung eines Lymphödems verhindern kann, obwohl die Evidenz hierfür begrenzt ist. Langfristig zeigen Studien jedoch keinen klaren Vorteil von MLD gegenüber anderen Therapien wie Übungstherapie und Edukation.

Es besteht auch eine Diskrepanz zwischen der häufigen Anwendung von Manueller Lymphdrainage und der Empfehlung in den Leitlinien, die besagt, dass Lymphdrainage nur bei symptomatischen Frauen verschrieben werden sollte.

Insgesamt zeigen diese Erkenntnisse die Komplexität und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patienten mit Lymphödemen, Lipödemen und postoperativen Lymphödemen nach Brustkrebs. Eine individualisierte Behandlung unter Berücksichtigung der spezifischen Bedingungen und Bedürfnisse des Patienten ist daher unerlässlich.

Fibromyalgie:

Studien zeigen, dass Manuelle Lymphdrainage (MLD) bei Fibromyalgie-Patienten zu Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität beitragen kann.

Zusätzlich zur MLD kann die Manuelle Myofasziale Therapie (MMT) Vorteile bieten, indem sie myofasziale Triggerpunkte behandelt, die bei Fibromyalgie häufig sind.

Gemäss einer Studie von M. Algar-Ramírez sind die  Manuelle Lymphdrainage sowie die Myofasziale Therapie anderen Therapien wie Ultraschall, TENS, Entspannungstechniken und Trainingstherapie überlegen.

Sollte die Lymphdrainage vermehrt durch die Medizinische Massage übernommen werden?

Die Frage, ob die Medizinische Massage die Physiotherapie in Bezug auf die Lymphdrainage entlasten soll, bleibt kontrovers. In Österreich beispielsweise wird die Manuelle Lymphdrainage hauptsächlich von Masseurinnen und Masseuren durchgeführt, was eine mögliche Entlastung für Physiotherapeuten darstellt. Jedoch ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis fragwürdig, insbesondere wenn es keine klare Evidenz für den Nutzen der präventiven Lymphdrainage gibt.

Abschliessend sollte eine umfassende, komplexe Therapie, die auch andere Faktoren wie Bewegung und Ernährung berücksichtigt, der reinen Lymphdrainage vorgezogen werden. Dies sollte im Rahmen der Physiotherapie mit einem Schwerpunkt auf Edukation und aktiven Massnahmen erfolgen.